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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 132

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 132 — preußischen Festungen dem Feinde bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten müssen. Aber wie die Generale der Feldarmee, so waren auch die meisten Festungskommandanten schwache alte Leute, und im Schreck über den Sieg des Feindes vergaßen die meisten Ehre und Pflicht. Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg wurden ohne Belagerung schimpflich übergeben. Eine flüchtige preußische Armee von 12 000 Mann ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not bei Prenzlau. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischen Landes bis zur Weichsel, und viele Beamte fügten sich mit verächtlicher Kriecherei dem fremden Machthaber. Selbst die Franzosen mußten solche Elenden verachten. Einer verriet dem französischen Befehlshaber einen großen Holzvorrat. „Laßt es liegen," antwortete der Franzose, „damit euer König übrig behalte, um solche Schurken daran aufzuhängen." Die Franzosen zogen ungehindert in Berlin ein. Napoleon ließ die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Tor, den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen. 3. Männer von Ehre. In dieser traurigen Zeit der Schande, die Preußen zu bestehen hatte, ragen aber doch eine Anzahl mutiger und ehrliebender Männer hervor. Der General Blücher schlug sich mit seinem Heerhaufen tapfer von Auerstädt bis Lübeck durch. Dort ergab er sich erst nach heldenmütigem Kampfe den weit überlegnen Frauzofen. Unter den Vertrag schrieb er: „Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe." — Den Kommandanten von Graudenz, General Courbiere, forderten die Franzosen zur Übergabe der Festung auf, indem sie sagten, es gebe keinen König von Preußen mehr. „Nun, so bin ich König von Graudenz," erwiderte der Alte und hielt die Festung bis zum Frieden. Dasselbe taten die Festungen Kosel und Glatz, und Neisse fiel erst nach harter Belagerung. — Am ruhmwürdigsten aber war die Verteidigung von K o l b e r g. Da griffen die Bürger selbst zu den Waffen, ihnen voran der greife Joachim Nettelbeck. Statt des unfähigen Kommandanten schickte ihnen der König den Major von Gneisen au. In der Nähe der Festung streifte der kühne Husarenführer v o n S ch i l l. Unerschütterlich hielten die braven Kolberger Stand. „Nettelbeck," schrieb Gneisenau damals, „ist allgegenwärtig: Zündet der Feind mit seinen Granaten ein Haus an, so steht er mit der Spritze hoch oben an der gefährlichsten Stelle. Greift der Feind ein Außenwerk an, so sitzt Nettelbeck zu Pferde und holt Munition herbei. Ist das Gefecht vorüber, so schafft er Lebensmittel für die ermatteten Truppen hinaus. Zeigt sich ein Schiff

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 116

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 116 — einer der glorreichsten Siege errungen, von denen die Weltgeschichte erzählt. Das österreichische Heer wurde völlig zersprengt, fast alle seine Kanonen wurden erbeutet und über 21000 Mann gefangen. Da erfüllte Dank gegen Gott die Brust der siegreichen preußischen Krieger, und als der Abend kam, sang das ganze Heer inmitten des Schlachtfeldes : Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, Der große Dinge tut hier und an allen Enden. Nach der Schlacht verfolgten die Preußen das fliehende Heer der Österreicher. Der König selbst ritt abends nach dem Schlosse Lissa. Wider Erwarten fand er es von österreichischen Offizieren besetzt. Diese kamen mit Lichtern heraus, als sie das Pferdegetrappel hörten. Friedrich ließ sich nicht einschüchtern, sondern trat mitten unter die feindlichen Offiziere und sagte grüßend: „Guten Abend, meine Herren! kann man hier auch noch unterkommen!" Die Österreicher waren so bestürzt, daß sie ihm hineinleuchteten, und im Saale unterhielt sich der König so lange mit ihnen, bis eine Abteilung preußischer Husaren erschien und die Feinde gefangen nahm. 7. Jorndorf und Hochlrirch (1758). Unterdessen waren die Russen immer tiefer in des Königs Lande eingedrungen. Raub und Brand, Verheerung und Zerstörung bezeichneten ihren Weg. Friedrich entbrannte vor Begierde, solche Greuel zu rächen. Bei Zorndorf unweit Küstriu griff er die Feinde an. Der Schreckensruf: „Die Preußen geben den Russen keinen Pardon," donnerte den Russen entgegen. „Und wir den Preußen nicht," hallte es in den russischen Reihen wieder. Vom Morgen bis zum späten Abend währte der Kampf. Endlich, beim Dunkel der Nacht, war der Sieg der Preußen entschieden.— Bald darauf stand Friedrich wieder den Österreichern gegenüber, bei dem Dorfe Hochkirch (in Sachsen). Er hatte eine so geringschätzige Meinung von den Feinden, daß er ihnen den Mut zu einem Angriffe gar nicht zutraute und ganz in ihrer Nähe ein offnes Lager bezog. „Wenn uns die Österreicher hier ruhig lassen," sagte ein General dem Könige frei heraus, „so verdienen sie gehängt zu werden." Friedrich antwortete lächelnb: „Sie fürchten sich vor uns noch mehr, als vor dem Galgen." Doch biesmal hatte er sich geirrt. In der Stille der Nacht schlichen die Österreicher heran, und überfielen die Preußen. Der König mußte sich zurückziehen. Aber der Unfall raubte ihm den Mut nicht. Als die Artilleristen ohne Geschütz an ihm vorüberzogen, rief er scherzenb: „Leute, wo habt ihr denn eure Kanonen gelassen?"

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 144

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 144 — schlossen bei diesen einreihen lassen. Er war ein kecker übermütiger Soldat, ein tollkühner Reiter. Kein Graben war ihm zu breit, feine Hecke zu hoch, kein Pferd zu wild: er blieb Meister. Einst hatte er das Unglück, den König Friedrich den Großen zu erzürnen; der verstand keinen Spaß und schrieb: „Blücher kann sich zum Teufel scheren." Aber dem,Nachfolger Friedrichs fiel der nunmehrige pommersche Gutsbesitzer durch sein kühnes Reiten auf, und er stellte ihn wieder als Offizier an. Blücher machte die Feldzüge gegen die französischerepublik (Nr. 58, 1) und gegen Napoleon mit. In der Schlacht bei Auerstädt suchte er durch einen verzweifelten Reiterangriff das Gefecht wieder herzustellen; später sah er sich zu der freilich ehrenvollen Kapitulation von Lübeck gezwungen (Nr. 60,3). Als der Befreiungskrieg begann, stellte ihn der König an die Spitze eines Heeres. „Den Soldaten," sagt ein großer Geschichtschreiber von ihm, „erschien er herrlich wie der Kriegsgott selber, wenn der schöne hochgewachsene Greis noch mit jugendlicher Kraft und Anmut seinen feurigen Schimmel tummelte. Gebieterische Hoheit lag auf der freien Stirn und in den großen tiefdunkeln flammenden Augen. Um die Lippen unter dem dicken Schnurrbart spielte der Schalk der Husarenlist und die herzhafte Lebenslust." Für seine Soldaten sorgte er wie ein Vater, besonders aber für die Kranken und Verwundeten. Dafür liebten sie ihn aber auch wie einen Vater. Was Blücher befahl, das taten sie freudig; das unmöglich Scheinende wurde ihnen möglich, wenn sein Auge sie anblitzte. — Blüchers treuster Waffengefährte aber war der General von Gneisen au, der tapfere Verteidiger von Kolberg (f. Nr. 60, 3). Andere besonders tüchtige Generale waren von Aork, von Bülow und von Kleist. — Der vortreffliche Kriegsminister Scharnhorst wurde in einer der ersten Schlachten verwundet und starb. \ 2. Großgörschen und Vautzen. Napoleon hatte nach seiner Rückkehr aus Rußland rasch ein neues zahlreiches Heer geschaffen und den verbündeten Preußen und Russen entgegengeführt. In Sachsen, bei Großgörschen und bei Bautzen, kam es im Mai 1813 zu den ersten Schlachtet Mit Heldenkühnheit fochten hier vor allen die jungen preußischen Krieger; doch die Franzosen behaupteten zuletzt das Schlachtfeld, und die Verbündeten zogen sich in guter Ordnung vor der feindlichen Übermacht zurück. Bald aber folgte diesem Zurückweichen ein mutiges Vorwärtsdringen. Den Russen und Preußen schlossen sich die Österreicher an, und drei Heere standen nun dem französischen Kaiser entgegen.

4. Geschichtsbilder - S. 168

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 168 — Wilhelm ertrug sogar, daß Napoleons Truppen in diesem Feldzuge durch preußisches Gebiet (Ansbach) rückten, um ein österreichisches Heer an der Donau sicherer einschließen zu können, und so die Neutralität Preußens verletzten. Erst als Napoleon das Deutsche Reich zertrümmerte, indem er den Rheinbund stiftete, entschloß sich Friedrich Wilhelm Iii. zum Kriege. Zwar war er mit dem russischen Kaiser verbündet, aber die Russen waren noch weit entfernt, als der Kamps in Thüringen begann. Die preußische Armee hatte schlechtere Waffen und wurde schlechter verpflegt als die kriegsgeübte französische Armee. Die preußischen Generale waren meist alt und schwach, und manche waren unbegabt, weil sie nur nach dem Alter, nicht nach der Tüchtigkeit aufgestiegen waren. Auch hatten sich viele mit der neuen Kriegskunst Napoleons nicht bekannt gemacht, weil sie übermütig waren und die Armee Friedrichs des Großen für unüberwindlich hielten. Die jungen französischen Generale aber waren von Napoleon ans den umsichtigsten und tapfersten Offizieren gewählt. Endlich standen nur etwa 100 000 Preußen mit 20000 Sachsen gegen 220000 Mann, geführt von Napoleon, dem größten Feldherrn jener Zeit. 40000 Rheinbundtruppen mußten dem fremden Machthaber nach den Satzungen des Rheinbundes gegen ihre deutschen Brüder in den Kampf folgen. 2. Der Zusammenbruch. — Die Franzosen drangen das Saalethal herauf. Bei dem ersten Gefecht mit der preußischen Vorhut fiel der ritterliche Prinz Louis Ferdinand im Heldenkampfe. 4 Tage später, am 14. Oktober 1806, erlitt die preußische Armee bei Jena und Auerstädt eine schwere Niederlage. Der König floh von Thüringen über Berlin, Küftrin nach Ostpreußen, um dort mitdenrusseneinneuesheerzu bilden, während seine Festungen den Feind aufhielten. Er erwartete, daß die Kommandanten bis zum letzten Blutstropfen ihres Königs Festungen verteidigen und den Feind aufhalten würden. Aber welche Enttäuschung! Die greisen Kommandanten vergaßen im Schreck über den Sieg der Feinde ihrer Ehre und Pflicht. Die Festungen Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg wurden schimpflich übergeben, noch ehe eine Belagerung stattgefunden. Eine flüchtige preußische Armee von 12000 Mann ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not auf dem Wege nach Stettin. Die Franzosen zogen ungehindert in Berlin ein. Napoleon ließ die Siegesgöttin auf dem Brandenburger Thor in Berlin, den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischen Landes bis zur Weichsel hin, und viele Beamte fügten sich mit veracht-

5. Geschichtsbilder - S. 157

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 157 — gegen nur fünf. Schon rückten die Franzosen gegen Sachsen vor, um die Preußen daraus zu vertreiben. Die Franzosen hausten schrecklich in den deutschen Landen. Mit ihnen vereint zog die Reichsarmee gegen Friedrich. ä. Das Reichsheer. — Da auf dem deutschenreichstage inre-gensburg der Krieg gegen den König von Preußen als einen „Friedensstörer" beschlossen worden, so hatten die Fürsten und freien Städte eine bestimmte Anzahl von Truppen zu stellen. Aber die Kriegsmacht des Deuts chenreicheswarjämmerlich. Die meisten der Fürsten und Städte hatten fein stehendes Heer. Sie warben schnell die nötigen Leute, zum Teil verlaufenes Gesindel, bekleideten und bewaffneten sie, ohne zu fragen, ob diese Leute in Waffen geübt feien, ob die Waffen etwas taugten. In der Schlacht bei Roßbach haben von 100 Flinten kaum 20 Feuer gegeben. In einem Regiment waren oft Soldaten aus zwölf verschiedenen Gebieten, mit verschiedener Uniform, mit verschiedenen Waffen, von zwölf verschiedenen Seiten bezahlt, bekleidet und verpflegt. Das gab eine unsägliche Unordnung in der buntscheckigen Reichsarmee. Vor allem aber war kein Zusammenhalt der Offiziere und Mannschaften vorhanden. Die letzteren kämpften zumeist mit Widerwillen an der Seite der Franzosen gegen den deutschen Heldenkönig und liefen in Haufen davon. e. Schlacht bei Roßbach. — Friedrichs Feldherrngröße zeigte sich nun im vollsten Glanze. Den ersten Schlag führte er gegen die vereinigten Franzosen und Reichstruppen, mit denen er am 5. November bei dem Dorfe Roßbach unweit Merseburg zusammentraf. Die Feinde spotteten voll Übermutes, als sie den kleinen preußischen Seerhausen erblickten, dem sie an Zahl dreimal überlegen waren. „Der steckt in der Falle!" frohlockten die Feinde laut. Sobald der König aber bemerkte, wie die Feinde das preußische Lager südlich zu umgehen begannen, gab er den Befehl, das Lager abzubrechen. In wenigen Minuten war es geschehen. Er führte nun seine Truppen hinter die Höhen vor dem Wege des Feindes. Arglos naht dieser. Plötzlich bricht der kühne Reitergeneral Seidlitz hervor und wirft die feindlichen Reiter über den Haufen. Zu gleicher Zeit donnern preußische Geschütze ihnen entgegen, Friedrichs Fußvolk eilt im Sturmschritt hinab, und ehe zwei Stunden vergehen, sind die anmarschierenden Regimenter der Feinde über den Hausen geworfen und von Seidlitz im Rücken gefaßt und vollends in wilde Flucht gejagt. Ganz Deutschland freute sich des herrlichen Sieges über die prahlerischen Franzosen, und überall sang die deutsche Jugend: „Und wenn der große König kommt und klopft nur auf die Hofen, so laust die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." f. Sch lachtbei Leuthen. — Hieraus eilte Friedrich nach Schlesien. Die Österreicher hatten Breslau erobert und fast das ganze Land besetzt. Der König versammelte zwei Tage vor der Schlacht seine Offiziere und sagte:

6. Geschichtsbilder - S. 195

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 195 — 8: Wilhelms Sieg bei Gravelotte. — Dem französischen re drohte letzt das Schicksal, von den Deutschen völlig in die besinn» Ä rrben- Dieser Gefah'r zu -ntge en kok de rschall Bazame alle ferne Kräfte auf. Am 18. Angnst stand sein W Äl &T f,d,-bc" ^m°rsch in der Mchtnng nach L kämpfen Die Franzosen nahmen auf Berghöhen im Westen der Äniawub^'^ Ster9 dn- a6er -»ne Wk >?Zv rjl r an btcfem Tage die vereinigte erste und zweite -teer^Schl^ '^"Kampfe,nrückschr-cken. Von einerhöheans .te er die Schlacht, ihm zur Seite stand Generalm oftfe. Um die Mittaas' ■ ibe beginnt der Riesenkampf. Mehr als 300 000 Krieger fechten qeaen-hmta t"&? Kanonendonner erdröhnt stundenlang ohne Unter, echt Aus Äs-“? 6mrtefc" Rutschen Flügel schwankt das cht. Dem linken Flügel muffen die Garde» weit nach Norde» mar- -^Uanzoniclku rechten Flügel beiste. Marie und St. Privat . r e 11 $U Men, die Sachsen „och weiter, um ihn im Rücken «. 35« letzte Stellung der Franzosen wird von ihnen be sink.^ch nsinn gestürmt. Der Marschall Bazaine muß mit seine, qa en sl 1 feftu"8 -urückzieh-n. Der Sie„ bei S t Sprilät erta.nptt, ein gewaltiger Erfolg errungen: Baza.nes aan '; et n^: r:r f*en in brc ^ ^ dmftlbm "Sem* 9cfm,m;e[t- 3(1,4 der K°is°r Napoleon befand sich I ä ruri 9jiqf) on war tn ßder ©title obittarfcßiert Dtt/rh-rcmy, s-*-n F-ind- ihn vergeblich aufsuchten, Zt erpwllx einen und Bazaines Heer befreien. Doch dieser Plan „rifilan! «2 8e“9 .Tf,tcn f?0 Wilhelm und General Mol, e des Heere in Kilmfirsl T" f°Sm Ü’Vm ,lnb eilten den, Fra», j m Eilmärschen nach. Am 30. August stieß der Kronvrin- fen auf e.nen Teil des feindlichen Heeres bei dem Dorfe B e a u m o n , "°s ^gtbamsamt&f T Sachsen in die Flucht. an September, erfolgte diechanptschlacht bei Gruppen der beiden Kronprinzen hatten sich vereinigt; König

7. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 110

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 110 — Niederlage und wichen in gänzlicher Auslösung zurück. Preußens Heer war vernichtet. 2. Napoleons Einzug in Berlin. 3n dieser Hot hätten die preußischen Festungen dem Feinde bis zum letzten Blutstropfen Widerstand leisten müssen. Rber wie die Generale der Feldarmee, so waren auch viele Festungskommandanten schwache alte Leute, und im Schreck über den Sieg des Feindes vergaßen die meisten Ehre und Pflicht. Ruch die Bürgerschaft hatte den Kopf verloren. Erfurt, Spandau, Stettin, Küstrin, selbst das starke Magdeburg wurden ohne Belagerung schimpflich übergeben. Eine flüchtige preußische Rrmee von 12000 Mann ergab sich ebenso schmachvoll ohne Not bei prenzlau. In wenig Wochen waren die Franzosen Herren des preußischen Landes bis zur Weichsel, und viele Beamte fügten sich mit verächtlicher Kriecherei dem fremden Machthaber. Selbst die Franzosen mußten solche Elenden verachten. Einer verriet dem französischen Befehlshaber einen großen Holzvorrat. „Laßt es liegen," antwortete der Franzose, „damit euer König übrig behalte, um solche Schurken daran auszuhängen." Die Franzosen zogen ungehindert in Berlin ein. Napoleon ließ die Siegesgöttin aus dem Brandenburger Tor und den Degen vom Sarge Friedrichs des Großen als Siegeszeichen nach Paris schaffen. 3. Männer von Ehre. 3n dieser traurigen Seit der Schande, die Preußen zu bestehen hatte, taten sich aber doch eine Rnzahl mutiger und ehrliebenber Männer hervor. Der General Blücher schlug sich mit seinem heerhaufen tapfer von Ruerstädt bis Lübeck durch. Dort ergab er sich erst nach heldenmütigem Kampfe der französischen Übermacht. Unter den Vertrag schrieb er: „3ch kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe." — Den Kommandanten von Graudenz. General Courbiere, forderten die Franzosen zur Übergabe der Festung auf, indem sie sagten, es gebe keinen König von Preußen mehr. „Nun, so gibt es einen König von Graudenz", erwiderte der Rite und hielt die Festung bis zum Frieden. Ruch Kofel und (Blatz ergaben sich nicht, und Neisse fiel erst nach harter Belagerung. — Rm ruhmwürdigsten aber war die Verteidigung von Kol-berg. Da griffen die Bürger selbst zu den Waffen, ihnen voran der greise Joachim Nettelbeck. Statt des unfähigen Kommandanten schickte ihnen der König den Major von Gneisen au. 3n der Nähe der Festung streifte der kühne husarenführer

8. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 124

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 124 — die Soldaten ihren geliebten Vater Blücher den „Marschall vorwärts , und der König erhob ihn wirklich zwei Monate später zum Feldmarschall. 4. Oie Völkerschlacht bei Leipzig. 3m Sommer 1813 erkämpften die Verbündeten noch manchen andern schönen Sieg So wurde Berlin durch die Schlachten bei Großbeeren und Vennewitz (in der Nähe von Wittenberg) vor den Franzosen gerettet, so siegte ihre Hauptarmee bei Kulm in Böhmen, nachdem sie sich freilich bei vresd en vor Napoleon hatte zurückziehen müssen. Dann drangen ihre Heere gegen Leipzig heran, wo Napoleon seine ganze Streitmacht zusammengezogen hatte, hier begann (nach einem Heitergefecht am 14.) am 16. Oktober der viertägige ungeheure Kampf, an dem mit Husnabme der Türken alle Völker (Europas teilnahmen, — die Völkerschlacht bei Leipzig. 300 000 Verbündete standen gegen das 200 000 Mann starke Heer Napoleons. Über tausend Kanonen donnerten gegeneinander, so daß die Erde im weiten Umkreise erbebte. Mit unerhörter Anstrengung wurde am ersten Tage gerungen; besonders roar es wieder Held Blücher, der die Feinde tapfer zurückwarf, bis der Hbend hereinbrach. Napoleon mochte wohl ahnen, daß ihn das Schlachtenglück verlassen hatte. (Er versuchte am nächsten Tage, durch große Versprechungen Österreich zum Hbfall von den Verbündeten zu bewegen, aber umsonst. Hm 18. Gktobei-mußte Napoleon den verzweifelten Kampf von neuem aufnehmen, vergebens bot er alle Kunst und Kühnheit auf: er unterlag dem begeisterten Heldenmute der Freiheitskämpfer. Hm folgenden Tage drangen die Sieger in die Stadt Leipzig ein, während die Feinde in eiligem Rückzüge Rettung suchten. Die Schlacht kostete den Franzosen an 70000 Mann, aber auch den Verbündeten gegen 50000 Tote und verwundete. — Das war die gewaltige Schlacht bei Leipzig, die dem deutschen Volke die Freiheit wieder geschenkt hat. Darum heißt es im Liede: So lange rollet der Jahre Rad, So lange scheinet der Sonnenstrahl, So lange die Ströme znm Meere reifen, Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht. 5. Die Stege in Frankreich. Napoleon konnte sich nun nicht mehr in Deutschland behaupten; mit den Trümmern seines

9. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 101

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 101 — 4. Oie Neichsarmee. während das preußische Heer von dem König Friedrich Wilhelm I. und von Friedrich dem Großen in strenger Mannszucht gehalten und im Waffendienste geübt worden war, war das Heerwesen der meisten deutschen Kleinstaaten in einen traurigen Zustand geraten. Die meisten hatten kein stehendes Heer, ward es einmal nötig, so warben sie schnell Leute an, zum Teil verlaufenes Volk, bekleideten und bewaffneten sie, ohne sich darum zu kümmern, ob die neuen Soldaten in den Waffen geübt seien, und ob die Waffen etwas taugten. Sollte das Deutsche Reich Krieg führen, so mußten die einzelnen Staaten und Länbchen je nach ihrer Größe Truppen stellen. 3n einem Regiment waren oft Soldaten aus verschiedenen Gebieten, mit verschiedener Uniform und verschiedenen Waffen. Die (Offiziere kannten ihre Leute nicht, und diese hatten kein vertrauen zu den (Offizieren. Diese buntscheckige Reichsarmee war Feind und Freund ein Spott. Nun sollte sie gegen den großen Preußenkönig zu Felde ziehen, und zwar mit dem (Erbfeinde des Deutschen Reiches, den Franzosen. 5. Oie Schlacht bei Rotzbach (1757). Dieses unter dem Befehl des französischen Prinzen Soubise vereinigte Heer traf mit dem preußischen bei dem Dorfe Roßbach (bei Merseburg) zusammen. Die Franzosen spotteten, als sie den kleinen preußischen heerhaufen erblickten, dem sie an Zahl dreimal überlegen waren. 3hre einzige Furcht war, der König könnte ihnen entrinnen; denn der französische Marschall wollte ihn einschließen, mit dem ganzen Heere gefangen nehmen, und so dem Kriege mit einem Male ein Ende machen. Schon begannen die Feinde das preußische Lager zu umzingeln, während Friedrich mit seinen Generalen ganz ruhig bei der Mittagstafel saß. „Der steckt in der Falle", frohlockten sie laut. Da, zwei Uhr nachmittags, gibt plötzlich der König den Befehl zum Rufbruch. Und augenblicklich dringt der kühne Reitergeneral Set)blitz mit Macht in>die Scharen der Feinde ein und wirft alles vor sich über den Haufen. Zu gleicher Zeit rückt Friedrich mit dem Fußvolk im Sturmschritt vor, und ehe zwei Stunben vergangen sinb, ist das ganze feinbliche Heer in rvilber Flucht. (Entsetzliche Rngst ergreift die Fliehenben; unaufhaltsam eilen sie von bannen und wagen nicht eher haltzumachen, als bis sie am Rheine sinb. Ganz Deutschland) aber freute sich des herrlichen Sieges und jubelte über die lustige Franzosenjagb; benn überall, auch in den ihm feinblichen Staaten, hatte der große

10. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 102

1918 - Leipzig : Voigtländer
- 102 — König begeisterte Bewunderer, die sich über die Niederlage der jämmerlichen „Reißausarmee" und der verhaßten Franzosen von herzen freuten. Da entstand der Spottvers: Und wenn der große Friedrich kommt und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen. 6. Der Steg bei Leulhen (1757). hierauf eilte Friedrich nach Schlesien und stieß bei Leuthen mit 30000 Mann auf 80000 Österreicher. Die verachteten die kleine Preußenschar und riefen höhnisch: „Seht da die Potsdamer wachtparade!" Aber Friedrich sprach zu seinen Tapferen: „Frisch dran, Kinder! wir müssen den Feind schlagen, oder wir sehen uns nie wieder!" Und in drei Stunden war einer der glorreichsten Siege errungen, von denen die (Beschichte weiß. Das österreichische Heer wurde völlig zersprengt; fast alle seine Kanonen wurden erbeutet und über 21 000 Mann gefangen. Da erfüllte Dank gegen (Bott die Brust der siegreichen preußischen Krieger, und als der Übend kam, sang das ganze Heer inmitten des Schlachtfeldes: Hun danket alle (Bott mit herzen, Mund und Händen, Der große Dinge tut hier und an allen Enden. Hach der Schlacht verfolgten die Preußen das fliehende Heer der Österreicher. Der König selbst ritt abends nach dem Schlosse £i|fa. Wider Erwarten fand er es von österreichischen Offizieren besetzt. Diese kamen mit Lichtern heraus, als sie das Pferdegetrappel hörten. Friedrich ließ sich nicht einschüchtern, sondern trat mitten unter die Feinde und sagte grüßend: „(Buten Abend, meine Herren! Kann man hier auch noch unterkommen?" Die Österreicher waren so bestürzt, daß sie ihm hineinleuchteten, und im Saale unterhielt sich der König so lange mit ihnen, bis eine Abteilung preußischer Husaren erschien und die Feinde gefangen nahm. 7. Zorndorf und k^ochkirch (1758). Unterdessen waren die Russen tief in des Königs Lande eingedrungen. Raub und Brand, Verheerung und Zerstörung bezeichneten ihren weg. Friedrich brannte vor Begierde, solche Greuel zu rächen. Bei Zorndorf unweit Küftrin griff er die Feinde an. Der Schreckensruf: „Die Preußen geben den Russen keinen Pardon", donnerte den Russen entgegen. „Und wir den Preußen nicht", hallte es in den russischen Reihen wieder. Dom Morgen bis zum späten Abend währte der Kampf. (Endlich beim Dunkel der Nacht war der Sieg der Preußen entschieden. — Bald darauf stand Friedrich wieder
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